Nowitschok und kein Ende

14. 09. 2020

Unter dieser Überschrift erreichte uns ein Kommentar zur Kolumne von Re(h)Auge am gestrigen Sonntag, den wir hier im Original veröffentlichen.

 

Als in den 1990er Jahren Russland wirtschaftlich, politisch und militärisch am Boden lag, feierte der Westen das Land und seinen Präsidenten als enge Freunde. Er war der Meinung, dass der Bär erlegt wäre und man nun dazu übergehen könnte, sein Fell zu verteilen. Doch dann geschah etwas Unglaubliches. Ein neuer Präsident mit Namen Putin bewirkte mit seiner entschiedenen Kurskorrektur einen Trendwechsel im Land, besonders bezogen auf Wirtschaft, Lebensniveau und vor allem Außenpolitik. Getragen vom Vertrauen des Volkes machte er aus Russland wieder einen ernst zu nehmenden Partner in den internationalen Beziehungen. Obwohl es sich noch immer lohnte, Geschäfte mit Russland zu betreiben, wurde dem ausländischen Kapital der ungehemmte Zugriff auf die Reichtümer des Riesenlandes verwehrt. Erdöl, Gas, Aluminium, Nickel, seltene Erden, Gold und Diamanten verblieben im Eigentum der Russischen Föderation und seiner Unternehmen.

Das Hauptziel ihrer Politik gegenüber diesem Land im Osten hatten die USA und Westeuropa nicht erreicht. Wie also sollte man dem militärisch wieder erstarkten, nunmehr zum Gegner erklärten Staat beikommen? Flugs wurde er zur Hauptbedrohung für die europäische Sicherheit sowie die Interessen der USA erklärt. Doch es blieb nicht bei leeren Erklärungen. Herhalten müssen die Instrumentarien des Kalten Krieges, die alten und neu erfundenen, wissend, dass ein heißer die Selbstvernichtung bedeuten würde. Zurück gegriffen wird auf die beliebte Rüstungsspirale oder auf Wirtschaftssanktionen, selbst wenn Interessen eigener Unternehmen geopfert werden müssen. In Mode gekommen sind „Farb- oder auch Blumenrevolutionen“ als Form des Regimewechsels wie in Georgien, der Ukraine oder in den Magreb-Staaten. In Weißrussland sind es die Farben weiß-rot-weiß, die u. a. zwischen 1941 und 1944 von der faschistischen Besatzungsverwaltung und den Kollaborateuren während der faschistischen Okkupation von Belarus verwendet wurden. Hervorgeholt werden „Oppositionelle“, die sich aus Finanztöpfen des westlichen Kapitals speisen und die plötzlich ins Koma fallen, „vergiftet“ durch einen Kampfstoff, den russische Wissenschaftler erfunden haben, über den allerdings die Mehrzahl der Geheimdienste der Welt selbst verfügt. Besonders nachdenklich macht der Zeitpunkt des mutmaßlichen Anschlags auf Nawalny. Er fällt zusammen mit der Erklärung Putins, Lukaschenko zu unterstützen, was gleichbedeutend ist mit dem Willen, eine „Revolution“ à la Ukraine in Belarus und damit einen antirussischen Cordon sanitaire vom Baltischen bis zum Schwarzen Meer zu verhindern.

Erinnert wird man an die 1930er Jahre, wenn die allmächtigen koordinierten Verlautbarungen von Politikern und Medien über Russland ertönen. Die Lüge muss nur groß genug sein, damit sie von den Menschen geglaubt wird. Zu diesen Menschen gehören auch die Bürger unseres Landes. Ihre Meinung, ihre Haltung gegenüber Krieg und Frieden entscheiden letzten Endes über unsere Gegenwart und Zukunft, die unserer Kinder, Enkel und Urenkel.

 

Wie immer stellt sich die Frage: Wem nützt es?

 

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