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130 JAHRE 1. MAI - Vom Kampftag zum Feiertag? - Teil 1

26. 04. 2020

Die Bedeutung und die wechselvolle Geschichte des 1. Mai in den vergangenen 130 Jahren lässt sich nicht nur aus der unterschiedlichen Bezeichnung dieses Tages ableiten, sondern bedarf auch einer genaueren historischen Betrachtung.

 

Vorgeschichte 1886- 1890

Chicago in den 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts war eine Stadt der Schlachthöfe, ein riesiger Verkehrsknotenpunkt und Industriezentrum, eine Art Drehscheibe der USA. Doch am 1. Mai 1886 ruht die Arbeit, streiken in der Stadt 80.000 und in den gesamten USA 350.000 bis 400.000 Arbeiter. Anfang 1886 hatte die nordamerikanische Arbeiterbewegung die Durchsetzung des Achtstundentages gefordert und am 1. Mai zum Generalstreik aufgerufen.

In der Literatur findet man unterschiedliche Zahlen (von 20.000 bis 185.000), wieviel Arbeiter das Geforderte erreichten.

Doch in einigen Betrieben von Chicago, in denen die Bosse unerbittlich blieben, wird weiter gestreikt. Auch in der McCormick-Mähbinder Fabrik erklärten sich zu dieser Zeit die Mehrheit der Arbeiter solidarisch gegen die Betriebsleitung und drohten mit Streik, weil sie unzufrieden waren mit einem 12-Stundentag bei einem Durchschnittsverdienst von 3 US-Dollar. Die Geschäftsleitung reagierte mit Massenaussperrungen und versuchte die 800 bis 1.000 Stellen mit neuen Einwanderern zu besetzen. Es meldeten sich aber nur 300 neue Arbeiter. Das wurde als großer Sieg der Gewerkschaft gewertet.

Am 3. Mai versuchte die Polizei die 300 Streikbrecher in die Landmaschinenfabrik zu schleusen und tötete dabei sechs Streikposten. Daraufhin versammelten sich einen Tag darauf, am 4. Mai 1886, 3.000 Demonstranten zu einer Protestkundgebung auf dem Haymarket-Square, auf der ihre Gewerkschaftsführer, unter ihnen Albert Parsons aus Texas und der deutsche Einwanderer August Spies (Chefredakteur und Herausgeber der „Arbeiterzeitung“), zu ihnen sprachen. Nach Stürmung der friedlichen Versammlung durch 180 Polizisten explodierte plötzlich eine Bombe und tötete sieben Polizisten und vier Arbeiter. Beim anschließenden Gefecht, das in die US-Geschichte als Haymarket Affair eingegangen ist, wurden mehr als 200 Arbeiter verletzt. Die Zahl der Toten wird mit 7 Polizisten und schätzungsweise die dreifache Anzahl auf Seiten der versammelten Arbeiter angegeben.

Am nächsten Tag findet eine Treibjagd statt, in derer Verlauf einige Chikagoer Gewerkschaftsführer verhaftet werden. Im Juni macht man ihnen den Prozess. Keiner der acht Angeklagten hatte mit dem Bombenattentat etwas zu tun. Dies hatte ein nie gefasster, vermutlich bezahlter Provokateur, erledigt. Fünf der Angeklagten hatten sich nicht einmal auf dem Haymarket Square befunden. Doch die Presse hetzt und Zeugen sind bestochen.

Alle acht Angeklagten werden von den Geschworenen schuldig gesprochen. Vier werden trotz starker Protestbewegung im ganzen Land am 11. November 1887 gehängt: Der Texaner Albert Parsons sowie die Deutschen August Spies, Adolph Fischer und Georg Engel. Ein weiterer beging Suizid. Die drei noch Lebenden wurden nach sechs Jahren begnadigt.

Vom 14.07. bis zum 21.07.1889 fand in Paris der Internationale Arbeiterkongress statt. Traditionsbewusst wurde der Beginn auf den 14. Juli festgelegt, das hundertjährige Jubiläum des Sturms auf die Bastille, dem Beginn der Französischen Revolution. Auf dem Kongress wurde die Gründung der II. Sozialistischen Internationale beschlossen. Zur Tagesordnung „Internationale Kundgebung zum 01. Mai 1890“ (Antrag von Raymond Felix Lavigne) schloss sich der Kongress der Forderung des Amerikanischen Arbeiterbundes an, zum Gedenken an die Opfer des Massakers auf dem Haymarket in Chicago, diesen Tag für die gesamte internationale Bewegung, als Kampftag für den Achtstundentag zu widmen.

Aus dem deutschen Kaiserreich nahmen 81 Delegierte teil. Unter ihnen befanden sich Clara Zetkin, Carl Legien und Eduard Bernstein. Leiter der deutschen Delegation waren August Bebel und Wilhelm Liebknecht . So wurde beschlossen, dass der 1. Mai ab 1890 als Protest- und Gedenktag mit Massenstreiks und Massendemonstrationen in der ganzen Welt begangen werden soll.

Als die Maifeier vorbereitet wurde galt im deutschen Kaiserreich noch das Sozialistengesetz, das von Reichskanzler Bismarck gegen die Sozialdemokratie von 1878 bis 1890 verhängt wurde. Die Sozialdemokratische Partei war zwar zu den Reichstagswahlen zugelassen, aber als Organisation verboten. Während der Vorsitzende August Bebel im Reichstag Reden hielt, musste die Parteizeitung „Vorwärts“ in Schweizer Käse verpackt über die Grenze geschmuggelt werden.

Die Unternehmerverbände drohten für den Fall von Streiks am 1. Mai mit Aussperrungen, Entlassungen und schwarzen Listen. Trotz drohender Sanktionen beteiligten sich am 1. Mai 1890 etwa 100.000 Arbeiterinnen und Arbeiter an Streiks, Demonstrationen und sogenannten „Maispaziergängen“. Schwerpunkte in Deutschland bildeten Berlin, Dresden und Hamburg.  Die Forderung nach einem Achtstundentag konnte noch nicht erreicht werden. Es bedurfte erst eines verheerenden 1. Weltkrieges und einer sich anschließenden Novemberrevolution.

 

Thomas Friedel

 

 

 

 

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