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Gedanken zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion

 
Gedanken zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion (Teil 1)

Der Überfall (Teil 1)

Kriege haben ihren Ursprung im Denken und Handeln von Menschen, im Streben nach Durchsetzung eigener Interessen auf Kosten anderer. Es war das Verlangen nach Territorien, Naturreichtümern, Arbeitskräften u. a., welche die führenden wirtschaftlichen, politischen und militärischen Eliten Deutschlands am 1. September 1939 dazu brachten, das eigene Land in den Krieg zu stürzen und nicht nur seine Nachbarn, sondern die ganze Welt mit in den Abgrund zu reißen. Mit dem Überfall auf die UdSSR am 22. Juni 1941 – auch „Fall Barbarossa“ genannt - begann das bei weitem verlustreichste und grausamste Kapitel des Krieges. Ihm gingen seit 1940 umfangreiche Planungen voraus, die darauf abzielten, neuen Lebensraum im Osten zu erobern, diesen rücksichtslos auszubeuten und im weiteren Verlauf zu germanisieren. Abgesehen hatten es die Konzerne, der Staat und die Wehrmacht insbesondere auf die Erzeugnisse der sowjetischen Ernährungs- und der Mineralölwirtschaft sowie spezifische Rohstoffe. Millionen Tonnen Getreide, Kartoffeln, Heu, Fleisch, Fett, Obst und Gemüse, Zucker, Mangan, Eisenerz, Schwefelkies, Rohstahl, Steinkohle u. a. aus den besetzten sowjetischen Gebieten wurden gebraucht, um die Wehrmacht und die deutsche Bevölkerung ausreichend versorgen und die Rüstungsproduktion am Laufen halten zu können. Dass dabei „zweifellos zig Millionen Menschen verhungern“ würden, nahm man nicht nur billigend in Kauf, sondern war Absicht. „Überflüssigen Esser“ insbesondere der Millionenstädte Moskau und Leningrad waren „zu eliminieren“. Teile dieses Plans waren der Völkermord an Juden und Kommunisten, die Verschleppung und Vernichtung von Kriegsgefangenen und Zivilisten. Als die deutschen Kriegsplanungen scheiterten, hinterließ die Wehrmacht in den geräumten Gebieten verbrannte Erde. 27 Mio. Sowjetbürger verloren im Krieg ihr Leben, darunter ca. 1.5 Millionen Juden, Opfer des Massenmordes der Einsatzgruppen wie in Babin Jar. Ein Drittel des gesamten nationalen Reichtums der UdSSR waren vernichtet, 1 710 Städte und etwa 70 000 Dörfer lagen in Schutt und Asche. Doch auch nach 1945 hatte die UdSSR über Jahrzehnte hinweg unter den Auswirkungen des Krieges zu leiden. Allein von 1946 bis 1948 starben zwei Millionen ihrer Bürger an den Folgen des Hungers. Millionen von Invaliden und Obdachlosen konnten nur unzureichend versorgt werden.

Das deutsche Volk fand nicht die Kraft, selbst den Faschismus zu überwinden. Dafür bedurfte es einer breiten Koalition von Staaten und Kräften des Widerstands. In ihr zollte die Sowjetunion den größten Tribut. Wäre es nicht gerade an den Deutschen, sich ihrer Geschichte bewusst zu sein? Im Jahr 2016 erinnerte noch eine Ausstellung auf dem Potsdamer Platz an den Überfall auf die UdSSR. Erschütternde Fotodokumente von Massenerschießungen, Leichenhaufen oder Brandschatzungen stellten die mörderische Dimension dieses Krieges heraus. In einer gesonderten Debatte mahnte der Bundestag, die Lehren aus diesem abscheulichen Ereignis zu ziehen. Im Jahr 2021 antwortet der Präsident des Bundestages auf eine entsprechende Anfrage der Linksfraktion, dass er so eine parlamentarische Sonderveranstaltung nicht ins Auge fassen möchte. Es stellt sich die Frage, was in den zurückliegenden fünf Jahren geschah, dass man es in Deutschland vermeiden will, nicht mehr an die Vergangenheit erinnert zu werden? Sind es Verpflichtungen aus eingegangenen Bündnissen, die das Feindbild Russland und die Russophobie wiederaufleben lassen und dabei auch vor einer Verdrehung der Geschichte nicht zurückschrecken? Ist es die Angst, mit neuen Reparationsforderungen von Staaten und Personengruppen konfrontiert zu werden?

Es ist ein Glück für dieses Land, dass es noch gesellschaftliche Kräfte gibt, die gegen das Vergessen ankämpfen. Es war u. a. die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft in Thüringen e.V., die dazu aufrief, durch konkrete Projekte wie Gedenkveranstaltungen, Kranzniederlegungen und Buchlesungen das Ereignis in Erinnerung zu rufen und auf die gemeinsame Verantwortung für den Frieden in Europa aufmerksam zu machen. Die Geschichtswerkstatt Rehfelde e. V. beherzigt den Aufruf. Aus Anlass des 22. Juni 2021 gibt sie eine Publikation unter dem Titel „Auf dem Weg nach Berlin. Kriegstagebücher der Roten Armee berichten. Tagesetappe Rehfelde, Werder, Zinndorf“ heraus.

 

Die Kriegslüge (Teil 2)

Hitler verteidigte den Überfall der Wehrmacht auf die UdSSR am 22. Juni 1941 gegenüber dem deutschen Volk und der Weltöffentlichkeit mit einer Lüge, der des Präventivkrieges und meinte wie beim Überfall auf Polen, nur „zurückgeschossen“ zu haben. Diese Art von Lüge diente Staaten und Mächtegruppierungen vor Hitler und bis in die Gegenwart hinein als Beispiel, ihr Streben nach Vorherrschaft oder auch „nur“ nach einer Teilhabe an der Unterdrückung und Demütigung anderer Völker zu verschleiern. Allerdings sind die Bandbreite der dafür verwendeten Mittel seit dem Zweiten Weltkrieg größer, die Mittel selbst selektiver geworden. Sie reichen von der Anwendung roher Waffengewalt und der Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder bis hin zur Erpressung unter Verwendung diplomatischer, wirtschaftlicher, finanzieller und anderer Sanktionen.

Im August 1964 war es noch der erfundene Tonkin-Zwischenfall, der dem US-Präsidenten Johnson zum Anlass gereichte, »Vergeltungsbombardements« gegen Ziele in Nordvietnam zu befehlen und damit den amerikanischen Vietnamkrieg (1964 bis 1975) zu beginnen. Um ihren Krieg für Öl im Nahen Osten zu legitimieren, ließ sich die US-Regierung 1990 von einer PR-Agentur die unglaubliche Brutkastenstory als zutiefst verlogenen Kriegsgrund präsentieren. 1999 beteiligten sich deutsche Soldaten im Rahmen der NATO und ohne UNO-Mandat am Krieg gegen das serbische Rest-Jugoslawien. Der damalige Außenminister Joschka Fischer rechtfertigte diesen Militäreinsatz mit der absurden Behauptung, einen "neuen Holocaust“ verhindern zu wollen. Als Begründung für den Irakkrieg 2003 nannte die angreifende „Koalition der Willigen” unter der Führung der USA vor allem eine angebliche akute Bedrohung durch Massenvernichtungsmittel seitens des Irak. Während des gesamten Krieges fanden die USA weder Massenvernichtungsmittel noch Beweise akuter irakischer Angriffsabsichten. Für ihren Krieg in Afghanistan erfanden die USA als offiziellen Grund die Anschläge des 11. September 2001 auf das World Trade Center, obgleich die Spur des Terrors eigentlich eher nach Saudi-Arabien führte.

Trotz entgegen gesetzter Übereinkünfte erweiterte die NATO seit 1990 ihren Einflussbereich bis an die Grenze Russlands. Ein mit 5 Mrd. Dollar aus dem US-Budget gekaufter und von den Verbündeten der USA aktiv unterstützter Staatsstreich sollte 2014 der Ukraine den Weg in das Bündnis bereiten. Das Weiße Haus fabrizierte daraus die Russland-Lüge. Es verkaufte das Ereignis als Volksaufstand mit der Bezeichnung Orangenrevolution. Mit dieser Kulmination der Einkreisung wurde eine rote Linie der Sicherheitspolitik Russlands, das 24 Jahre lang Geduld übte, die NATO zur Zurückhaltung aufrief und Vorschläge für ein Sicherheitssystem von Madrid bis Wladiwostok unterbreitete, überschritten. Mit Unterstützung der übermächtigen westlichen Massenmedien wird in einem Propagandakrieg Russland zum Schuldigen gestempelt. Seitdem vergeht kaum eine Woche, in der das Land an der Wolga nicht als Urheber irgend eines erdachten Vergehens bezichtigt wird: der Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 im Juli 2014 über der Ukraine, Nowitschok-Vergiftungen ehemaliger Agenten des russischen Geheimdienstes in Großbritannien, Sprengung eines Waffenlagers in Tschechien, Hacken westlicher Computersysteme und den in westlichen Medien bereits totgeweihten Möchtegernpräsidenten Nawalny nicht zu vergessen. Selbst die Inszenierung des Marsches zu Ehren der ukrainischen Waffen-SS-Division „Galizien“ vom 30. April 2021 in Kiew schreiben westliche Massenmedien bereits Russland zu.

Wer sich ernsthaft mit der Geschichte der letzten 80 Jahre befasst, der versteht die Anstrengungen Russlands nur zu gut, nämlich nicht wieder in eine Situation zu geraten wie im Jahr 1941.

 

Der Anfang vom Ende (Kolumne vom 20.08.2021)

Vor 80 Jahren, in den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 überfiel Hitlerdeutschland die Sowjetunion. Unter dem Codenamen „Unternehmen Barbarossa“ begann ein faschistischer Eroberungs-, Bereicherungs- und rassistisch-kolonialistischer Vernichtungskrieg, der nach riesigen Schlachten vor Moskau, bei der Belagerung von Leningrad, bei Stalingrad an der Wolga, im Kursker Bogen, an den Seelower Höhen im Mai 1945 in Berlin mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht sein Ende fand.

Wie mit einer Lupe, einem Mikroskop, wird heute am Sonntag mit der Buchlesung von Dr. Erika und Gerhard Schwarz auf diese Ereignisse geschaut. In ihrem neuen Band zur Geschichte lenken sie das Augenmerk u. a. auf den konkreten Kampfverlauf im April 1945 in Rehfelde, Werder und Zinndorf sowie in der Region. Sie geben Antworten auf Fragen zur Besatzung durch die Rote Armee, die die Alteingesessenen noch immer bewegen und von denen die jüngeren Generationen unbedingt Kenntnis nehmen sollten.

Der Band ist ein historischer Beleg vom grausamen Ende eines verbrecherischen Feldzuges, der der Gier deutscher wirtschaftlicher, militärischer und politischer Eliten nach den Territorien und Reichtümern des Riesenlandes im Osten entsprang. Dieses ungezügelte Verlangen bezahlten auch Einwohner der Orte Rehfelde, Werder und Zinndorf mit ihrem Leben. Allerdings ist der Blick der Menschen auf das Ende nicht einheitlich. Die einen sahen und sehen in ihm noch immer eine Niederlage. Diejenigen, die unter dem Faschismus gelitten hatten, ihn bekämpften, betrachten es als Befreiung. Meist sind es die persönlichen Erlebnisse, die Erinnerungen an die Toten, die Flucht und Vertreibung, die Armut und das Leid, die die Wahrnehmung des Geschehens bestimmen. Die Ursachen der Ereignisse aber werden nur selten hinterfragt. Und wenn das geschieht, werden sie fast ausschließlich in der nationalsozialistischen Ideologie und in Hitlers Wahn gesucht. Die imperialistischen Machtbestrebungen des deutschen Kapitals bleiben ausgeblendet.

Ohne den Überfall vom 22. Juni 1941 hätte es auch keine Aufteilung und Besatzung Deutschlands durch die Alliierten gegeben. Geteilt in Ost und West, in Blöcke, fällt es heute immer schwerer, den Anteil der verschiedenen Mächte am Sieg real zu bestimmen. Immer nachdrücklicher wird der entscheidende Beitrag der UdSSR verleugnet. Der einstige Alliierte, ohne dessen Opfer der Faschismus nicht gestoppt worden wäre, wird wieder zum Hauptfeind erklärt, da er nicht gewillt ist, sein Land und seine Reichtümer ohne weiteres anderen zu überlassen. Russophobie und Hetzte sollen Russlands potentielle Verbündete abschrecken sowie die Menschen in der westlichen Hemisphäre auf neue Konfrontationen vorbereiten. Nicht zuletzt gilt es - so die Entscheidung des US-Präsidenten - die transatlantische Allianz neu zu beleben, um die antirussische Front zu einen und zu stärken.

Nie wieder Krieg war einst die Schlussfolgerung der Völker aus dem welthistorischen Kriegsdesaster. Aber zu groß ist die Gier der Eliten. Für sie bleiben Kriege, selbst wenn sie regional begrenzt sind, ein probates Mittel der Politik zur Veränderung der Machtverhältnisse in der Welt. Wir befinden uns längst in einer neuen Phase des Wettrüstens, das mit der russischen Gefahr begründet wird. Dabei betragen die Rüstungsausgaben der NATO-Staaten (1,103 Milliarden Dollar in 2020) das 17–fache der russischen. Sanktionen gegen Belarus ohne Prüfung und Abwägung, auf Drängen von Biden verschärfen die G7 und die Nato das Vorgehen gegen China und Russland, Manöver der NATO entlang der russischen Grenzen vom Schwarzen Meer bis zur Barentssee usw. sind Teil dieser Konfrontationsspirale.

Die Ideen der Vereinten Nationen, von den USA am Ende des Zweiten Weltkrieges so vehement vertreten, werden abgelöst durch nationalistisches Denken und Handeln.

Welche Partei in unserem Land stellt sich dem konsequent entgegen?

Wann wird die Menschheit klug und kommt zu der Überzeugung, dass nur in Gemeinsamkeit und mit Zusammenhalt alle in Frieden und Wohlstand leben können?

 

Aus den Schlussbemerkungen des Bandes „Auf dem Wege nach Berlin“: „Möge das Buch das Wissen und Nachdenken über das deutsch-russische Verhältnis, über dessen Höhen und Tiefen erweitern und unter Berücksichtigung der bitteren Erfahrungen von gegenseitiger Achtung geprägte, partnerschaftliche Beziehungen zwischen beiden Ländern und Völkern im Interesse der Erhaltung des Friedens fördern.“

 

Ihr Re (h) Auge

 

 

Rotes Brett

 

 

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(Max Weber deutscher Soziologe ,1864 – 1920)

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