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Buchlesung - Fortsetzung

23. 07. 2020

zum Buchtipp „Was mir wichtig ist“ von Täve Schur (Veröffentlichung vom Eulenspiegelverlag autorisiert)

 

3.Leseausschnitt (Buch Seite 73/74/75 )

 

Von 1959 bis zum letzten Tag seiner Existenz saß ich im Parlament der DDR. Ich war Volkskammerabgeordneter und also Politiker. So sah ich mich aber nie. Bei uns gab es nicht nur ein anderes Politikverständnis, sondern auch eine andere Politik. Politik machte die Volkskammer so wenig wie der Bundestag. Entscheidungen über Grundsatzfragen zum Beispiel wurden da wie dort nicht gefällt: die Eigentumsfrage etwa, die ja eine Systemfrage ist, kam und kommt nie auf die Tagesordnung. Gesetzentwürfe, wie gelegentlich ruchbar wird, schreiben mitunter die Lobbyisten der Konzerne.

Ein Mandat in der Volkskammer war kein existenzsichernder Job. Die Abgeordneten erhielten eine geringe Aufwandsentschädigung, von der man nicht hätte leben können, wenn man es gemusst hätte. Selbst in der DDR nicht, wo bekanntlich alles billiger war. Anders ein Sitz im Bundestag. Die Diäten sind auskömmlich, die Rente danach ist es auch. Wenn man heute eine Legislatur durchhält, also vier Jahre, hat man Anspruch auf tausend Euro Rente. Dafür muss ein Durchschnittverdiener dreißig Jahre lang arbeiten und in die Rentenversicherung einzahlen (was ein Abgeordneter nicht muss.

Wie machte man als Volkskammerabgeordneter Politik, wenn man denn keine Politik machte? Ich meine, dass unsere Volksvertretung tatsächlich den Querschnitt der DDR-Gesellschaft abbildete, worin sie sich gravierend vom Bundestag unterschied. Dessen Abgeordnete sind meist männlich und alt, überwiegend Juristen und ehemals öffentlich Bedienstete. Unsereiner kam aus dem Volk und hatte, selbst wenn er aufgestiegen war, seine Herkunft nicht vergessen. Allein das gab unseren Wählern die Gewissheit, dass wir sie nicht hintergehen und notfalls auf die Bremse treten würden, wenn die Regierenden Mist machen.

Nun genau an diesem Punkt versagten wir, was auch die gewaltige Enttäuschung beim DDR-Volk 1989 erklärte. Wir hatten in Vertretung des Souveräns unsere kollektive Kontrollpflicht nicht erfüllt.

 

4.Leseausschnitte (Buch Seite 154/155)

 

Wir kennen die Folgen, wir haben erlebt beziehungsweise sie begleiten uns noch immer. Und nachdem man uns das Land, die Biographien und Berufsabschlüsse, die Titel und die Dienstgrade genommen hatte, versucht man uns nun ein weiteres Mal zu bestehlen: Man klaut uns unsere Geschichte. In Filmen, Büchern, in Ausstellungen und im Fernsehen erzählt man uns, wie wir in der DDR gelebt haben. Mit unserem Leben hat das nichts zu tun. So stellen sich Westdeutsche vor, dass wir auf diese Weise unsere Tage in der DDR verbracht haben: in Angst und Unterwürfigkeit, rechtlos und der Willkür von Stasi und Staat ausgeliefert, die Kinder kollektiv getopft und gedopt, die Erwachsenen am Gängelband geführt…. Diese stete Reproduktion des Falschen, das dann irgendwann als das Richtige erscheint, nenne ich Diebstahl unserer Identität. Wir werden enteignet, indem man uns unserer Vergangenheit bricht.

 

Ihr Reiner Donath                                 (Fortsetzung folgt)    

  

 

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